Mo
19
Nov
2012
Durchfahrt und Parken verboten? 10 Minuten in Bensberg
Beobachtungen an einem Sonntag in der ehemaligen Fußgängerzone Bensberg.
Eigentlich sprechen die Schilder in der ehemaligen Fußgängerzone in der Schlossstraße Bensberg eine klare Sprache. Das runde Verkehrsschild mit der roten Umrandung auf weißem Grund ist nach der
Straßenverkehrsordnung das Zeichen Nr. 250 und bedeutet “Verbot für Fahrzeuge alle Art”.
Gelegentlich gibt es bei diesem Zeichen kleine Zusatzschilder, die zu dem generell gültigen Durchfahrtsverbot Ausnahmen hinzufügen (z.B.: Anlieger frei). Am Anfang der ehemaligen Fußgängerzone gibt es die Regel, dass dieses Verbot täglich von 20-6 Uhr an Donnerstagen bis 15 Uhr und ganztägig an Sonn- und Feiertagen gilt.
Also eigentlich ziemlich deutlich, auch wenn an der Stelle eine Menge Schilder hängen. So auch ein Schild für eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 10 Stundenkilometer.
Weiter unten in der ehemaligen Fußgängerzone finden sich an den ausgewiesenen Parkplätzen sehr deutlich und nicht übersehbar das Zeichen Nr. 283, roter Kreis und Kreuz auf blauen Grund, welches eindeutig ein Halte- und damit auch Parkverbot in der ehemaligen Fußgängerzone für den gleichen Zeitraum wie das Durchfahrtsverbot ausspricht. ... weiterlesen>
Eigentlich sollte man meinen, dass Autofahrer diese einfachen und sehr bekannten Schilder auch kennen und sicher tun sie das auch.
Wir alle sind keine Heiligen, aber am Sonntag war ich dann doch sehr überrascht, was ich in 10 Minuten kurz vor 18 Uhr dort erleben musste. Ich hatte davon gehört, dass man es mit den neuen Verkehrsregeln in der Schlossstraße nicht so genau nimmt und wollte dies bei einem schönen abendlichen Espresso und einen Fruchtbecher im benachbarten Eiscafé überprüfen und abwarten, was dort zu sehen ist.
Zu dem Espresso und dem Eis bin ich nicht gekommen, denn man musste nicht warten. Tatsächlich fuhren Aut0s im Minutentakt durch die ehemalige Fußgängerzone – und fast alle fuhren auch schneller
als 10 Km/h. Einige parkten sogar direkt unter den Halteverbotsschildern.
Gegen 18 Uhr kam dann die Polizei, man wähnte auf Abhilfe und erwartete ein hartes Durchgreifen. Doch selbst die Polizei hat diesem Treiben kein Einhalt geboten und fuhr ohne Blaulicht einfach durch die ehemalige Fußgängerzone durch ohne sich an die Höchstgeschwindigkeit zu halten. Dem Polizeifahrzeug folgte direkt ein PKW und auch dieser wurde nicht von der Polizei gestoppt. Die parkenden Fahrzeuge haben die Polizisten dabei auch übersehen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, nur ich sehe die Verkehrsschilder.
Die Serie aus zehn Fotos entstand am Sonntag (21.10.2012 kurz vor 18 Uhr) innerhalb von 10 Minuten und belegt, wie haarsträubend die Vorstellungen der Stadtverwaltung und der Interessengemeinschaft Bensberger Handel+Gewerbe e.V sind, die ehemalige Fußgängerzone tagsüber zu öffnen und für den Autoverkehr freizugeben.
Hat man einmal eine Durchgangsstraße und Parkplätze eingerichtet, dann hat man die Fußgängerzone auch nachts und für Sonn- und Feiertage zerstört. Das Konzept einer “Fünftel”-Fußgängerzone geht so nicht auf und mit diesem Versuch hat die Ratsmehrheit und Bürgermeister wieder mehrere zehntausend Euro Steuergelder in den Sand gesetzt und verschwendet.
Natürlich könnte man dort einfache oder automatisch versenkbare Poller einsetzen, die dann die Straße zum richtigen Zeitpunkt sperren und entsperren, dieses kosten aber inkl. Einbau und
Zeitsteuerung sicher mehr als 10.000 €.
Wenn die Stadt “sparen” will, und das tut sie ja sonst nur bie Kindern, Jugend, Schulen, Soziales, Kunst, Sport und Kultur, dann kann die Interessengemeinschaft Bensberger Handel+Gewerbe ja einen ehrenamtlichen Nachtwächterdienst einrichten, der einfache und herausnehmbare Absperrpfosten täglich auf und abbaut. Diese Pfosten gibt es schon für wenige hundert Euro.
Beobachtet von Tomás M. Santillán
Kommentar schreiben
Kommentare: 5
Herbert Feis (Freitag, 30 November 2012 17:13)
Dieses ganze Szenario ist jeden Abend und jede Nacht zu beobachten. Das war doch eigentlich klar. Für mich sind die Geschäfte in der "Fussgängerzone" gestorben
F. Müller (Donnerstag, 06 Dezember 2012 16:11)
Das war aber leider zu Zeiten der Fußgängerzone abends und am Wochenende auch nicht viel anders. Das hat man halt von der ganzen linken Toleranzpolitik, wo der Staat nicht eingreifen darf.
johann Thöming (Sonntag, 30 Dezember 2012 13:53)
Stellen Sie sich nur einmal vor, es währen keine Autos in der Fußgängerzone!
Ich sehe auch nicht einen Menschen. Also- trotz Autos nichts los. Was stört eigentlich? Die meiste Ablehnung kommt und das scheint mir interessant, von den Menschen die garnicht in der Fußgängerzone leben.
Freimuth (Sonntag, 30 Dezember 2012 14:06)
Es gibt zahlreiche Anwohner, die sich über den nächtlichen und sonntäglichen Verkehr aufregen. Kein Fahrer hält sich an die 10 Stundenkilometerregelung. 50 km/h ist keine Seltenheit. Diese haben sich mehrfach und in aller Deutlichkeit an die Stadtverwaltung gewendet, endlich für Ordnung zu sorgen. Dort wird das Problem aber offenkundig ignoriert.
Tomas M. Santillan (Samstag, 02 Februar 2013 08:06)
Die Stadtratsfraktion DIE LINKE./BfBB fordert die vollständige Herstellung der alten Fußgängerzone in Bensberg. Die Durchfahrt muss endlich wieder ganztägig verboten.